Verpackungsabfälle: Recycling von Kunststoffen könnte bald effizienter ablaufen

Lassen sich Plastikabfälle bald für den 3D-Druck nutzen? Forscher haben Verpackungsabfälle aufbereitet und erste Bauteile daraus gefertigt. Perspektivisch könnte das Verfahren in der Luft- und Automobilindustrie angewendet werden.

Aufbereitetes Material für die additive Fertigung
Aufbereitetes Material für die additive Fertigung. Bild: Fraunhofer IFAM
Lisa Seyde
Lisa Seyde Meteored Deutschland 4 min

Jährlich fallen in Deutschland rund 5,6 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen im Haushaltsmüll an. Doch nur ein Bruchteil davon wird recycelt. Forschende setzen sich nun zum Ziel, selbst stark verunreinigte Kunststoffe wieder nutzbar zu machen und sie für den 3D-Druck aufzubereiten.

Die Menge an Kunststoffmüll hat sich in den vergangenen 30 Jahren verdreifacht. Besonders Verpackungen aus dem Gelben Sack tragen zu diesem Anstieg bei. Während 1994 noch 2,1 Millionen Tonnen Kunststoffmüll aus Privathaushalten stammten, waren es 2023 bereits 5,6 Millionen Tonnen.

Da die meisten Kunststoffe aus Erdöl bestehen, wird ihre Wiederverwertung immer wichtiger. Ein neues Forschungsprojekt der Hochschule Bremen und des Fraunhofer-Instituts hat sich daher zum Ziel gesetzt, recycelte Kunststoffe für den 3D-Druck aufzubereiten.

„Da die Abfälle als Rezyklat im 3D-Druck zum Einsatz kommen sollen, müssen sie, etwa hinsichtlich ihrer Reinheit, Form und Größe, besonders hohe Anforderungen erfüllen“, sagt Dr. Dirk Godlinski, Projektleiter am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM.

Vom Abfall zum 3D-Druck

Dr. Silke Eckardt, Professorin für zukunftsfähige Energiesysteme und Ressourceneffizienz an der Hochschule Bremen, erklärt: „Es ist allerdings deutlich schwieriger, die sogenannten Post-Consumer-Abfälle wiederzuverwerten als etwa Kunststoffreste aus der Produktion.“ Die Abfälle seien oft heterogen und stark verunreinigt. Dennoch arbeiten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen daran, auch diese Kunststoffarten für die Kreislaufwirtschaft nutzbar zu machen.

In einer Machbarkeitsstudie wurde Kunststoff aus einer Sortieranlage für Leichtverpackungen genutzt. Um die notwendige Reinheit zu erreichen, wurden die Kunststoffe im Labor zerkleinert, gewaschen und durch eine Schwimm-Sink-Trennung sowie Nahinfrarottechnologie von Fremdstoffen befreit. Das Ergebnis war ein Material mit einer Reinheit von über 99,8 Prozent.

Am Fraunhofer IFAM werden die gereinigten Kunststoffabfälle im Compounder gemischt, aufgeschmolzen und extrudiert
Am Fraunhofer IFAM werden die gereinigten Kunststoffabfälle im Compounder gemischt, aufgeschmolzen und extrudiert. Bild: Fraunhofer IFAM

Anschließend übernahm das Fraunhofer IFAM die Weiterverarbeitung. „Im Projekt haben wir aus den aufbereiteten Abfällen homogenes Polypropylen produziert“, so Godlinski. Polypropylen zeichnet sich durch Langlebigkeit, Bruchfestigkeit und Flexibilität aus.

„Das Know-how besteht darin, entlang des Herstellungsprozesses jeweils die diversen mechanischen Schnecken, Temperaturen, Drücke und Geschwindigkeiten exakt so einzustellen, dass am Ende homogenes Polypropylen entsteht.“
– Dr. Dirk Godlinski, Projektleiter am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM

Im Industrieextruder wurden die Kunststoffflocken bei Temperaturen über 200 Grad aufgeschmolzen und zu einem homogenen Strang extrudiert. Herauskam ein etwa zwei Millimeter dicker, grauer Kunststoffstrang, der als Filament im 3D-Drucker genutzt werden kann. Erste Bauteile wie Kappen wurden bereits erfolgreich gedruckt.

Verwendung in der Industrie

Die Machbarkeitsstudie ist abgeschlossen, doch die Optimierung des Produktionsprozesses läuft weiter. Perspektivisch könnten die Kunststoffe durch Zusatzstoffe wie Glasfasern weiter veredelt werden, um hochwertige Bauteile für die Luft- und Automobilindustrie herzustellen.

Die Nachfrage nach recycelten Kunststoffen steigt auch durch gesetzliche Vorgaben: Laut EU-Verpackungsverordnung muss der Rezyklatanteil in Verpackungen bis 2030 zwischen 10 und 35 Prozent betragen, bis 2035 sogar 25 bis 65 Prozent – je nach Kunststoffart und Produkt.

„Es ist wichtig, die Nachfrage nach Rezyklaten zu steigern“, erklärt Dr. Silke Eckardt. „Gerade in Hinblick auf den Klimawandel müssen wir uns über die Ressourceneffizienz Gedanken machen. Die Kreislaufwirtschaft wird immer wichtiger.“ Auch Godlinski ist überzeugt: „Je mehr Abfälle wir wiederverwerten, desto mehr Energie und Ressourcen sparen wir ein.“