Staub: Unsichtbare Bedrohung und ökologisches Phänomen aus der Wüste
Staub ist eine paradoxe Materie, weil er fliegt, während alles andere zu Boden fällt, und weil er sehr, sehr aktiv ist. Diese besondere Eigenschaft von Staub fasziniert Wissenschaftler. Aber ist er gesundheitsgefährdend?

Staub ist allgegenwärtig – in der Luft, in unseren Wohnungen und auch in entlegenen Gebieten wie den Alpen. In einer normalen deutschen Großstadtluft finden sich in zehn Litern Luft bis zu 500 Millionen Staubpartikel.
Diese Zahl verdeutlicht, wie stark unsere Umwelt von Staub durchzogen ist. Interessanterweise sind auch Menschen fleißige Staubproduzenten.
Jeder einzelne Mensch verliert pro Sekunde bis zu 30.000 Hautschuppen, Haare und Flusen, die als Teil des Staubs in unseren Wohnungen landen.
Doch nicht alle Staubpartikel sind gleich:
Während größere Partikel, die sich unter dem Bett zu Wollmäusen sammeln, für uns eher unproblematisch sind, sind es die sehr kleinen Partikel – der Feinstaub – die potenziell gefährlich werden können. Dieser Feinstaub kann tief in die Lunge eindringen und gesundheitliche Risiken verursachen.
Der Sahara-Staub: Ein gefährlicher Import
Der Sahara-Staub weht seit mindestens 4700 Jahren rund um die Welt und beeinflusst nicht nur das Klima, sondern trägt auch eine große Anzahl von Bakterien und Pilzsporen mit sich.
Beispiel: Im Winter 2014 transportierte ein Wüstensturm Saharastaub in die Dolomiten.
Dieser Staub bildete eine zentimeterdicke Schicht, die sich zwischen schneeweißen Schichten konservierte. In dieser Schicht fanden Forscher zahlreiche Bakterien- und Pilzarten, darunter auch solche, die normalerweise nicht in den Alpen vorkommen.
Besonders bemerkenswert ist, dass diese Bakterien extrem robust sind:
Die Zahl und Intensität der Saharastaubstürme hat in den letzten 15 Jahren zugenommen, was besorgniserregend ist.
Hausstaub: Ein Mikrokosmos aus dem Alltag
Auch der Hausstaub ist ein wichtiger Bestandteil der Staubforschung. Hausstaub besteht aus denselben Materialien, die wir in unserer Umgebung finden, wie etwa Hautschuppen, Haare und Abrieb von Autoreifen.
Ein bedeutender Teil des Staubes in unseren Wohnungen stammt von draußen, zum Beispiel von Pollen oder Sand. In Hausstaub lassen sich auch überraschende Dinge wie Fingernägel oder getrocknete Spinnenmumien finden.
Mikrobielle Gemeinschaften im Staub
Ein besonders besorgniserregender Aspekt des Staubs sind die mikrobielle Gemeinschaften, die er transportiert. Staubstürme aus der Sahara verbreiten ganze mikrobiologische Gemeinschaften über weite Strecken.
Diese Mikroben, die mit dem Staub transportiert werden, enthalten teils hochresistente Bakterien und Pilze, die potenziell schädlich sind.
Diese Mikroben können nach ihrer Ablagerung in sensiblen Gebieten, wie etwa den Alpen, die lokale Umwelt und die Gesundheit der Menschen beeinflussen.

Ökologische Vorteile des Saharastaubs
Trotz dieser potenziellen Gefahren bringt der Sahara-Staub auch ökologische Vorteile mit sich.
Jedes Jahr werden rund 22.000 Tonnen Phosphor über den Atlantik bis in den Amazonas transportiert. Phosphor ist ein wichtiger Nährstoff für den Regenwald, der von diesen Mineralien profitiert.
Darüber hinaus enthält der Saharastaub Eisen, das in den Atlantik transportiert wird, wo es für das pflanzliche Plankton von Bedeutung ist – eine wichtige Nahrungsquelle für viele Meeresorganismen.
Quellen
Weil T, De Filippo C, Albanese D, Donati C, Pindo M, Pavarini L, Carotenuto F, Pasqui M, Poto L, Gabrieli J, Barbante C, Sattler B, Cavalieri D, Miglietta F. Legal immigrants: invasion of alien microbial communities during winter occurring desert dust storms. Microbiome. 2017 Mar 10;5(1):32. doi: 10.1186/s40168-017-0249-7. PMID: 28283029; PMCID: PMC5345179.
Universität Augsburg, Staub – Spiegel der Umwelt.