Neue Studie bestätigt laut Experte Ralf Roschlau die starke Zunahme extremer Wetterereignisse bis zum Jahr 2040

Es macht kein Vergnügen, über schlechte Nachrichten zu schreiben. Die Aktualität dieser Tage, verbunden mit nachlassendem politischem Engagement macht es unumgänglich, über eine neue Studie zur Prognose extremer Wetterereignisse bis 2040 zu informieren.

Extremwetter - eine direkte Folge des Klimawandels

Prognosen werden einfacher – die Wettereignisse leider nicht

Ob extreme Regenfälle mit katastrophalen Überflutungen wie in den letzten Tagen in Mittel- und Osteuropa, jahreszeitlich ungewöhnliche Temperaturrekorde wie aktuell im Mittelmeerraum oder zunehmende Waldbrände, wie derzeit in Portugal: die Auswirkungen der Klimaveränderungen sind nicht mehr zu übersehen.

Mit ständig optimierter Satellitentechnik und vor allen Dingen durch höchste Kompetenz von Meteorologen wie beispielsweise im weltweiten Team von METEORED (in Deutschland www.daswetter.com) werden kurz- und mittelfristige Prognosen bis zum 14-Tages-Bereich immer besser.

Dies ist für die Frühwarnung zu Extrem-Wetterereignissen wichtig, ändert aber nichts an deren dann eintretenden Auswirkungen.

Langfristigkeit nur modelliert möglich

Längerfristige Trends zur Häufigkeit bzw. regionalen Entwicklungen basieren auf Vorhersagen über komplexe Klimamodelle. Bisher hat man sich in Korrelation zu den Berichten des Weltklimarats IPCC meistens auf globale Trends bis zum Jahr 2100 konzentriert.

Forscherteams des Centre for International Climate Research in Oslo (CICERO) und der University of Reading in Großbritannien haben sich nun mit einem naheliegenderen Zeitraum beschäftigt. Sie untersuchten, wie schnell sich Temperaturen und Niederschläge und deren Extremwerte bis 2040 in verschiedenen Regionen der Welt ändern könnten. Dabei betrachteten sie verschiedene Szenarien einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2040 mit unterschiedlichen Zielwerten. Ihre Studie zu diesen Prognosen wurde am 9. September 2024 im Fachblatt Nature Geoscience veröffentlicht.

Es ist spät – aber nicht zu spät

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass selbst bei einer deutlichen Emissionsreduktion mindestens 20 Prozent der Weltbevölkerung bis 2040 von mehr extremer Hitze und Niederschlägen mit großem Überflutungsrisiko betroffen sein könnten.

Zusätzlich untersuchten die Forschenden ebenfalls den Einfluss von Schmutzpartikeln in der Luft und deren Bedeutung für das regionale Klima. Sie fanden heraus, dass eine Reduktion an Schmutzpartikeln in der Luft durch Abgase von Verkehr und Industrie in Ost- und Südostasien zu höheren Temperaturextremen geführt hat und weiter führen werde.

Der Faktor Luftverschmutzung verbarg bisher die Erderwärmung und sorgte für eine kühlere Atmosphäre in diesen Regionen.

Laura Wilcox, Koautorin der Studie, sagte zu Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Wetterextremen:

Wir haben definitiv festgestellt, dass die Abnahme der Luftverschmutzung in vielen Ländern zu einer schnelleren Zunahme von Wetterextremen führt

Gefährliche Veränderungen

Studien zur Klimaentwicklung verwenden üblicherweise Computermodelle des gesamten Globus und treffen damit Aussagen über Mittelwerte von beispielsweise Temperatur und Niederschlag.

Carley Iles, eine Erstautorin der Studie, erklärte den Unterschied dieser Studie zu vorherigen wie folgt:

Wir konzentrierten uns auf regionale Veränderungen, da diese für die Erfahrungen von Menschen und Ökosystemen im Vergleich zum globalen Mittelwert von größerer Bedeutung sind.

Die ForscherInnen identifizierten Regionen, für die in den kommenden Jahrzehnten erhebliche Veränderungen einem oder mehreren Extremereignis-Indizes prognostiziert werden. So enstanden Einsichten in neue Aspekte der Vorhersagen der regionalen Klimaszenarien.

Es ist allgemein bekannt, dass sich Temperaturen und Niederschlagsmengen durch den globalen Klimawandel ändern. Wichtig ist eine Erkenntnis der Studie, wonach sich diese Faktoren weder in die gleiche Richtung noch gleich schnell in allen Regionen der Erde verändern.

Die Geschwindigkeit ist von besonderer Bedeutung, denn sowohl unsere Gesellschaft als auch die Ökosysteme brauchen Zeit, um sich anzupassen. Fehlt diese Zeit, entstehen potenziell erhöhte Schäden.

Bjørn Samset, einer der Autoren der Studie, betonte in einem Interview:

Wir rechnen damit, dass im günstigsten Fall 1,5 Milliarden Menschen von den …Veränderungen betroffen sein werden. Die einzige Möglichkeit, damit umzugehen, besteht darin, sich … in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten auf eine Situation vorzubereiten, in der die Wahrscheinlichkeit noch nie dagewesener Extremereignisse sehr viel höher sein wird.

Bedeutung dieser Studie

Besonders die regionalen Unterschiede, auf die diese neue Studie verweist, sind bemerkenswert. So sind Südasien und die Arabische Halbinsel von diesen schnelleren Veränderungen und einer Zunahme an gemeinsam auftretenden Extremereignissen wie Extremhitze und extremen Stürmen mit starken Niederschlägen besonders stark betroffen.

In den gemäßigten bis polaren Klimazonen auf der Nordhalbkugel – also auch Europa und Nordamerika werden sich die extremen Niederschläge besonders schnell verändern. Eine Andeutung dessen, was uns erwarten könnte, war seit dem 14.9. in unseren südlichen und östlichen Nachbarländern zu sehen.

Wie immer bei derartigen Ereignissen wird der Satz „Klimaschutz ist Menschenschutz“ sehr deutlich. Nur eine deutliche und sofortige Reduzierung der Treibhausgasemissionen kann die Erderwärmung aufhalten und zumindest langfristig für eine Reduzierung der Risiken durch Extremwetter sorgen. Die Zeit des Zauderns und des Zögerns muss vorbei sein.

Link:

Studie Strong regional trends in extreme weather over the next two decades under high- and low-emissions pathways

(Iles, C.E., Samset, B.H., Sandstad, M. et al. Strong regional trends in extreme weather over the next two decades under high- and low-emissions pathways. Nat. Geosci. 17, 845–850 (2024). https://doi.org/10.1038/s41561-024-01511-4)