Krass: Dein Immunsystem reagiert, wenn du jemanden im Fernsehen niesen siehst!

Krass: Dein Körper geht sofort auf Alarm, wenn du jemanden niesen siehst! Hamburgs Studie zeigt, wie dein Immunsystem blitzschnell zuschlägt – lange bevor du überhaupt nachdenkst!

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Das Anschauen von Videos mit niesenden oder kranken Menschen führt zu einer erhöhten Aktivität in Hirnregionen, die auf potenzielle Gefahren reagieren, und steigert die Antikörperkonzentration im Speichel.

Hamburg – Wie reagiert unser Körper, wenn wir eine erkrankte Person sehen? Forscherinnen der Universität Hamburg haben in einer wegweisenden Studie herausgefunden, dass das bloße Ansehen von Videos, in denen Menschen mit Erkältungssymptomen wie Husten oder Niesen zu sehen sind, eine Aktivierung bestimmter Gehirnregionen auslöst, die mit der Immunabwehr in Verbindung stehen.

Gleichzeitig steigt die Konzentration eines wichtigen Antikörpers im Speichel, der uns vor Krankheitserregern in den Atemwegen schützt.

Diese Studie, die in der Fachzeitschrift Brain, Behavior, and Immunity veröffentlicht wurde, zeigt, wie eng unsere Wahrnehmung von potenziellen Gesundheitsgefahren mit der Aktivierung unseres Immunsystems verknüpft ist – und zwar noch bevor der Körper tatsächlich mit Krankheitserregern in Kontakt kommt.

Das Zusammenspiel von Gehirn und Immunsystem

Die Wahrnehmung von Husten oder Niesen aktiviert spezifische Regionen des Gehirns, die als Schnittstellen zwischen dem zentralen Nervensystem und dem Immunsystem fungieren,

erklärt Dr. Esther Diekhof, Leiterin der Arbeitsgruppe Neuroendokrinologie am Fachbereich Biologie der Universität Hamburg. Besonders die vordere Insula, eine Gehirnregion, die unter anderem für die Wahrnehmung der eigenen Körperfunktionen verantwortlich ist, zeigte eine gesteigerte Aktivität, wenn die Teilnehmer Videos von erkrankten Personen betrachteten.

Diese Region ist direkt an der Koordination der humoralen Immunantwort beteiligt – also der Immunreaktion, die sich über Körperflüssigkeiten wie Speichel, Blut und Schleim ausbreitet.

Interessanterweise zeigte sich bei den Teilnehmern, dass mit der Aktivierung der vorderen Insula auch eine erhöhte Ausschüttung von sekretorischem Immunglobulin A (sIgA) im Speichel einherging.

sIgA ist ein wichtiger Antikörper, der in den Schleimhäuten der Atemwege gegen Viren und Bakterien hilft. Diese proaktive Immunreaktion ist erstaunlich, da sie schon bei der bloßen Wahrnehmung einer möglichen Ansteckung aktiviert wird, lange bevor ein Krankheitserreger in den Körper eindringt.

Reaktionen auf Menschen im Allgemeinen

Im Gegensatz dazu reagierte die Amygdala, eine Gehirnregion, die für die Verarbeitung von Emotionen wie Angst zuständig ist, auf alle Videos mit Menschen, unabhängig davon, ob sie krank waren oder nicht. Dies deutet darauf hin, dass die Amygdala eine allgemeine Alarmbereitschaft gegenüber der Anwesenheit anderer Menschen aufbaut, was in sozialen Situationen – besonders in Zeiten von Infektionskrankheiten – zu einer erhöhten Wachsamkeit führt.

Die Amygdala könnte in diesem Kontext als ein allgemeines Alarmsystem fungieren, das uns auf potenziell risikobehaftete soziale Interaktionen vorbereitet,

sagt Judith Keller, Doktorandin der Arbeitsgruppe Neuroendokrinologie und Mitautorin der Studie. Sie erklärt, dass die erhöhte Amygdala-Aktivierung in sozialen Situationen mit einem erhöhten Risiko für die Übertragung von Krankheiten zusammenhängt.

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Bedeutung der Forschung für die Gesundheitsprävention

Diese Entdeckung könnte weitreichende Folgen für die Gesundheitsprävention haben, insbesondere in Zeiten von Grippewellen oder pandemischen Ausbrüchen wie der COVID-19-Pandemie. Sie zeigt, dass das menschliche Gehirn schon bei der Wahrnehmung von potenziellen Ansteckungsgefahren durch visuelle Hinweise auf eine Immunreaktion vorbereitet wird.

Dies könnte helfen, Verhaltensweisen wie das Meiden von Menschen mit Erkältungssymptomen zu verstärken und so die Ansteckungsgefahr zu verringern.

„Unsere Forschung bietet einen neuen Blick auf die Art und Weise, wie das Gehirn auf Ansteckungsgefahren reagiert und das Immunsystem steuert“, sagt Dr. Diekhof. „Es könnte in Zukunft gezielt genutzt werden, um Menschen besser auf Gesundheitsgefahren vorzubereiten und zu unterstützen, damit sie effektiver auf mögliche Infektionen reagieren.“

Quellen

Keller, J. K., & Diekhof, E. K. (2025). Visual cues of respiratory contagion: Their impact on neuroimmune activation and mucosal immune responses in humans. Brain, Behavior, and Immunity, Volume 125. DOI: 10.1016/j.bbi.2025.01.016

Universität Hamburg, Pressemitteilung: PM-4-25.pdf