Kelpwälder – die unbekannten Klimaretter: Was genau hat es damit auf sich?

Kelpwälder sind faszinierend, für die Meeresökologie von größer Bedeutung, aber weitgehend unbekannt. Wie viele andere marine Ökosysteme sind sie sowohl durch die Klimaveränderungen als auch generell durch menschliche Einflüsse in ihrer Existenz bedroht.

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Kelpwälder - wertvoller Seetang im Kampf gegen den Klimawandel

Kelpwälder sind Unterwasserwälder. Sie bilden sich vorwiegend aus Seetangpflanzen. Das Pflanzwerk hat lange, schwammartige Stängel mit großen, breiten Blättern, die an der Wasseroberfläche schwimmen.

Kelpwälder sind die Heimat für eine enorme Vielfalt an Arten. Sie tragen maßgeblich zur Produktivität und Gesundheit der Ozeane bei.

Sie kommen in den kalten Gewässern der subpolaren Klimazone auf der Nordhalbkugel sowie in anderen gemäßigten Regionen vor. Beispielregionen sind die Westküste Nordamerikas, die Kap-Hoorn-Region, große Teile Südafrikas sowie Australien.

Die Leistungsbilanz der Kelpwälder

Kelpwälder sind Zentren von mariner Biodiversität. Ihr dichtes Pflanzwerk bieten Schutz und Nahrung für Fische, wie dem Pazifischen Lachs und dem Seebarsch. Für Säugetiere wie Seelöwen und Otter sind sie Jagdgebiete, aber auch Versteck vor Raubtieren.

Kelpwälder spielen eine große Rolle bei der Kohlenstoffspeicherung. Sie tragen damit direkt zur Verringerung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre bei und helfen bei der Bekämpfung gegen die Erderwärmung. Kelpalgen nehmen in ihrer Wachstumsphase große Mengen an Kohlenstoff auf und speichern diesen in ihrer Biomasse. Sterben die Algen ab und sinken in die tiefe See, wird der gebundene Kohlenstoff auf dem Meeresboden gespeichert.

Nicht vergessen werden darf der Beitrag der Kelpwälder beim Schutz von Küstengebieten vor Erosion. Ihre dichte Struktur bricht die Wellen und reduzieren deren Kraft. So trifft weniger Wellenenergie auf die Küstenregionen und schützt deren Stabilität.

Auswirkungen des Klimawandels auf Kelpwälder

Kelpwälder sind durch den Klimawandel stark gefährdet. So hat die Erwärmung der Ozeane bereits erhebliche Auswirkungen auf die empfindlichen Tangpflanzen. Speziell die Kelpalgen sind empfindlich gegenüber hohen Wassertemperaturen. Sie sterben ab, wenn das Wasser über einen längeren Zeitraum zu warm ist. Die Folge ist ein Rückgang der Kelpbestände. Dies führt dazu, dass auch die Arten, die den Lebensraum Kelpwälder nutzen, ihre Nahrungsgrundlage verlieren.

Eine weitere Folge ist Versauerung der Ozeane, ausgelöst durch den erhöhten CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Der saurere pH-Wert des Wassers behindert das Wachstum und die Entwicklung von Kelpalgen.

Auch die Veränderungen der Meeresströmungen wirken sich negativ auf die Kelpwälder aus. So wird in einigen Regionen beobachtet, dass die Kelpwälder abnehmen, da die Meeresströmungen wichtige Nährstoffe von diesen Lebensräumen wegtransportieren.

Wiederherstellung von Kelpwäldern

Die verstärkte Einrichtung von Meeresschutzgebieten kann dazu beitragen, die Zerstörung von Kelpwäldern zu verhindern. Vor allen Dingen ist aber Verringerung der CO2-Emissionen als Haupttreiber des Klimawandels notwendig. Beide Maßnahmen sind von ihrer Umsetzung her eher unsicher, was parallel dazu die Wiederherstellung von Kelpwaldstrukturen notwendig macht.

Neben den Initiativen von zahlreichen Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), von denen ich einige am Ende dieses Artikels verlinkt habe, steht vor allen Dingen das Programm der Vereinten Nationen für die Wiederherstellung des Meereslebensraums im Vordergrund. Seit 2021 läuft die UN-Dekade der Ozeanwissenschaft für nachhaltige Entwicklung.

Verschiedene Maßnahmenpläne unterstützen die Bemühungen, den Rückgang der Meeresbiosphäre aufzuhalten und rückgängig zu machen. Allerdings sind hohe Investitionen in die Erhaltung der marinen Ökosysteme notwendig.

Initiative: Programmplan von 2021 bis 2030

Trotz einer langen Vorgeschichte mit Initiativen aus Japan, Korea und Kalifornien steckt die Wissenschaft und Praxis der Kelpwald-Wiederherstellung noch in den Kinderschuhen.

Sie wird allerdings aktuell durch zahlreiche wissenschaftsbasierte Initiativen erheblich beschleunigt. Aus diesen ist das Handbuch der Vereinten Nationen für die Wiederherstellung der Kelpwädler entstanden, das »Kelp Restoration Guidebook«. Auch dieses habe ich am Ende des Artikels verlinkt.

Unterstützt wurden die darin beschriebenen Maßnahmen durch eine Reihe von globalen Workshops. Ein ständiges Expertengremium aus Wissenschaftlern verfolgt das Ziel, alle Lehren aus den Bemühungen zur Wiederherstellung von Kelpwäldern zu teilen und zu optimieren.

Ziel des bis zum Jahr 2030 laufenden Projektes ist die Bildung einer soliden Methodik sowie eines großen Netzwerks von Experten auf dem Gebiet der Kelpwald-Wiederherstellung.

Die Vereinten Nationen, zusammen mit den vielen NGOs hat sehr deutlich erkannt, wie wichtig die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Seetang-Wälder in einer sich durch den Klimawandel verändernden Welt, und ganz speziell den sich verändernden Meeren unseres Planeten sind.

Quellenhinweis:

UN-Initiative zur Wiederherstellung von Kelpwäldern

Download-Link zum Handbuch

Link zur Kelp Forest Alliance

Link zur Kelp Forest Foundation