Geowissenschaftler entdecken Beweise für die früheste vom Menschen verursachte Bleiverunreinigung im alten Griechenland

Eine neue Studie, die in der Zeitschrift Communications Earth & Environment veröffentlicht wurde, beschreibt, wie menschliche Aktivitäten in der Region der Ägäis vor 5.200 Jahren zu einer Bleiverschmutzung führten.

Expeditionsschiff
Forschungsschiff METEOR, das die Sedimentkerne sammelte. Kredit: Andreas Koutsodendris.
Hattie Russell
Hattie Russell Meteored Vereinigtes Königreich 3 min

Eine neue Studie, in der Sedimentkerne vom Meeresboden der Küstenregionen rund um die Ägäis analysiert wurden, hat ergeben, dass der Mensch die Umwelt vor etwa 5.200 Jahren mit Blei kontaminiert hat, viel früher als bisher angenommen. Das von Geowissenschaftlern der Universität Heidelberg geleitete Team kombinierte die Ergebnisse mit Pollenanalysen aus den Bohrkernen, die Einblicke in den sozioökonomischen Wandel in der Ägäis bieten und Ereignisse wie die römische Eroberung Griechenlands widerspiegeln.

Frühester Nachweis einer Bleikontamination durch menschliche Aktivitäten

Die Ägäis-Region brachte einige der frühesten Kulturen des antiken Europas hervor, und das Team untersuchte, wie sich menschliche Aktivitäten in diesem Gebiet auf die Ökosysteme an Land und im Meer ausgewirkt haben könnten. Sie analysierten 14 Sedimentkerne vom Meeresboden der Ägäis und der umliegenden Küstenlinie.


Einer der Bohrkerne aus einem Torfmoor ergab den frühesten bekannten Nachweis einer Bleiverunreinigung in der Umwelt. Das Team datierte das Bleisignal auf etwa 5.200 Jahre, also 1.200 Jahre früher als bisher angenommen.

ozean
Foto des Ozeans. Kredit: Pixabay.

"Da Blei unter anderem bei der Herstellung von Silber freigesetzt wurde, ist der Nachweis steigender Bleikonzentrationen in der Umwelt gleichzeitig ein wichtiger Indikator für sozioökonomischen Wandel", sagt Dr. Andreas Koutsodendris, Mitglied der Forschungsgruppe Palynologie & Paläoumweltdynamik von Prof. Dr. Jörg Pross am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg.

Die Bohrkerne, die das Forscherteam analysierte, enthielten Blei und Pollen, und die Pollen ermöglichten es dem Team, die Vegetation in der Region zu rekonstruieren. "Die kombinierten Daten zur Bleikontamination und zur Vegetationsentwicklung zeigen, wann der Übergang von der Agrar- zur Geldgesellschaft stattfand und wie sich dies auf die Umwelt auswirkte", so Jörg Pross.

Die Bleikonzentrationen stiegen vor etwa 2.150 Jahren an, zeitgleich mit der Abholzung der Wälder und der Zunahme der Landwirtschaft. Zu dieser Zeit ist die Bleikontamination im Sediment der Ägäis nachweisbar. "Die Veränderungen fallen mit der Eroberung des hellenistischen Griechenlands durch die Römer zusammen, die in der Folge den Ressourcenreichtum der Region für sich beanspruchten", so der Heidelberger Archäologe Prof. Dr. Joseph Maran. Die römischen Eroberer hätten den Abbau von Silber, Gold und anderen Metallen vorangetrieben, da für die Gewinnung der Erze Holz benötigt worden sei.

Die Bohrkerne wurden während der Expeditionen der Forschungsschiffe METER und AEGAEO von 2001 bis 2021 gesammelt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Europäischen Union finanziert.

Quellenhinweis:

Societal changes in Ancient Greece impacted terrestrial and marine environments | Communications Earth & Environment. Koutsodendris, A., Maran, J., Ulrich Kotthoff, Lippold, J., Knipping, M., Friedrich, O., Gerdes, A., Kaboth-Bahr, S., Bahr, A., Schulz, H., Sakellariou, D. and Pross, J. 30th January 2025.