Wie in Netzen aufgefangenes Wasser Wasserknappheit verhindern kann
Netze, die zum Auffangen von Nebel aufgespannt werden, könnten einer neuen Studie zufolge in den trockensten Regionen der Welt bis zu zehn Liter Wasser pro Quadratmeter und Tag für Trinkwasser, Bewässerung und Landwirtschaft liefern.
Nebelsammler bestehen in der Regel aus einem Netz, das zwischen zwei Pfosten aufgehängt ist. Das Netz fängt die Feuchtigkeit auf und sammelt sie in Tröpfchen, die in eine Rinne fallen, die zu Wasserspeichern führt. Das System funktioniert ohne Energiezufuhr.
Normalerweise werden sie mit ländlichen Gebieten in Verbindung gebracht, aber Forscher in Chile wollten ihr Potenzial für die Wasserversorgung der Bewohner von städtischen Slums testen.
Sie starteten eine einjährige Studie in Alto Hospicio, einer Gemeinde in der extrem trockenen Atacama-Wüste. Mit weniger als 1 mm Niederschlag pro Jahr ist die chilenische Atacamawüste einer der trockensten Orte der Welt.
Die Hauptwasserquelle der Städte in der Region sind unterirdische Gesteinsschichten, die wassergefüllte Porenräume enthalten, die sich zuletzt vor 17.000 bis 10.000 Jahren gefüllt haben.
Die Stadt ist schnell gewachsen, und etwa 10 000 Menschen leben in informellen Siedlungen. Die meisten dieser Siedlungen sind nicht an das Wasserversorgungsnetz angeschlossen, so dass die Bewohner mit Wasser versorgt werden, das mit Lastwagen angeliefert wird.
Potenzielle Ernte
Die Forscher fanden heraus, dass in einem 100 Quadratkilometer großen Gebiet um Alto Hospicio täglich 0,2 bis 5 Liter Nebelwasser pro Quadratmeter geerntet werden können. Im August und September 2024 sammelten die Netze bis zu 10 Liter pro Quadratmeter und Tag.
Das Wasser könnte zum Trinken, zur Bewässerung von Grünflächen und für die lokale Lebensmittelproduktion verwendet werden.
Die Forscher berechneten, dass die Stadt 17.000 Quadratmeter Maschen benötigt, um genügend Wasser zu produzieren , um ihren wöchentlichen Wasserbedarf (300.000 Liter) zu decken, wenn die Netze im Jahresdurchschnitt 2,5 Liter pro Quadratmeter und Tag auffangen.
110 Quadratmeter Netzfläche könnten den jährlichen Bedarf von 100.000 Litern für die Bewässerung der Grünflächen der Stadt decken. In ähnlicher Weise könnte das Nebelwasser für die erdfreie Landwirtschaft genutzt werden, mit Erträgen von 15 bis 20 kg grünem Blattgemüse pro Monat.
Allerdings wären dafür große Speichersysteme, Rohrleitungsinfrastrukturen und Verteilungswege erforderlich, so die Forscher.
Klimabeständigkeit
Die Forschung zeigt, dass die Nebelsammlung auch in anderen wasserarmen städtischen Gebieten eingesetzt werden kann", so Nathalie Verbrugghe, Forscherin an der Université libre de Bruxelles und erste Mitautorin des Artikels.
Allerdings müssen die geografischen und atmosphärischen Bedingungen stimmen, damit die Nebelsammler funktionieren. "Zu den wichtigsten Voraussetzungen gehören die Nebeldichte, geeignete Windmuster und gut ausgerichtete, erhöhte Landformen. Da Nebel in vielen Regionen jahreszeitlich bedingt ist, sollte diese Variabilität berücksichtigt werden", so Verbrugghe.
"Wir hoffen, dass wir die politischen Entscheidungsträger ermutigen können, diese erneuerbare Quelle in die nationalen Wasserstrategien zu integrieren", sagte Dr. Virginia Carter Gamberini, Assistenzprofessorin an der Universidad Mayor und erste Mitautorin der Studie.
"Dies könnte die Widerstandsfähigkeit der Städte gegenüber dem Klimawandel und der raschen Urbanisierung erhöhen und gleichzeitig den Zugang zu sauberem Wasser verbessern", sagte sie.
Quellenhinweis:
“Unlocking the fog: Assessing fog collection potential and need as a complementary water resource in arid urban lands - The Alto Hospicio, Chile Case” - Dr Virginia Carter Gamberini. 20 February 2025, Frontiers in Environmental Science