Sturmtief "Bettina": Blizzard und Sturmflut in Russland und der Ukraine!
Das Sturmtief "Bettina" sorgt derzeit in Russland und der Ukraine für schwierige Wetterverhältnisse. Während es in der Ukraine zu blizzardähnlichen Verhältnissen kommt, erzeugen die starke Winde auf der Ostseite des Tiefdruckgebiets eine Sturmflut an den russischen Küstengebieten des Schwarzen Meers.
Durch die großen umliegenden Kontinentalmassen fällt der Winter in der Ukraine und in weiten Teilen Russlands oft sehr trocken und kalt aus. Gerät derartiges Wetter in einer Nordost- oder Ostströmung zu uns nach Mitteleuropa spricht man umgangssprachlich von einer "Russenpeitsche". Aktuell sorgt jedoch das Tiefdruckgebiet mit der internationalen Bezeichnung "Bettina" (vom Deutschen Wetterdienst auch als "Phil" bezeichnet") für wintersturmartige Verhältnisse in den Kriegsgebieten.
Schwarzes Meer als Feuchtequelle
Sturmtief "Bettina" bildete sich aus einer Wellenstörung, die sich zunächst in der Balkanregion bewegte und am vergangenen Sonntag über dem schwarzem Meer eine blitzartige Zyklogenese hinlegte. Weil das Schwarze Meer mit Wassertemperaturen von 10 bis 16 °C noch verhältnismäßig mild ist, konnten sich die nun nach Norden vorstoßenden Luftmassen mit viel Feuchtigkeit anreichern.
In Odessa, an der Nordwestküste des Schwarzen Meers, kam es bereits am Sonntagabend zu blizzardähnlichen Verhältnissen mit Schneefall, Sturm und viel Eisbildung an im Wind stehenden Objekten. Für die gesamte Ukraine gilt eine Wetterwarnung aufgrund von Sturmböen von bis zu 115 km/h. In mehreren Regionen in der Ukraine kam es zu Stromausfällen, in Odessa musste auch das größte Heizkraftwerk der Region heruntergefahren werden. Im Straßenverkehr kam es zu erheblichen Einschränkungen, mehr als 100 Autos mussten aus Schneemassen herausgeschaufelt werden. Auf der M15, die von Odessa nach Nordwesten führt, stand der Verkehr zeitweise komplett still.
Auch weiter östlich sind die Auswirkungen des Wintersturms zu spüren. Die auf von Russland annektiertem Gebiet liegende Halbinsel Krim wurde in der Nacht auf Sonntag vor der östlichen Flanke "Bettinas" getroffen. Aufgrund der hier herrschenden Südwinde lag das Temperaturniveau hier oberhalb der Nullgradgrenze, sodass Schneefall und Frost nicht im Mittelpunkt standen. Stattdessen schoben die stürmischen Südwinde die Wassermassen weit in die Küste hinein und sorgten für eine Sturmflut. Auch an der Ostküste des Schwarzen Meers, in Sotschi, bewirkten die starken Winde eine Sturmflut.
Das Sturmtief Bettina bewegt sich rasch nach Norden weiter und eine Besserung der Verhältnisse tritt bereits am Dienstag wieder ein. Auf den Einfluss der Wetterbedingungen auf das Kampfgeschehen ist wenig bekannt. Im zeitlichen Zusammenhang mit dem Eintreffen der schlechten Wetterbedingungen soll die Ukraine von 75 russischen Drohnen des Typs Shahed angegriffen worden sein.