Neue LED-Technologie könnte Surfer vor Haiangriffen schützen, indem sie die Silhouette für Weiße Haie verändert.

Jährlich kommt es weltweit zu zahlreichen Haiangriffen, insbesondere von Weißen Haien. Eine neue Technologie nutzt LED-Beleuchtung, um die Silhouetten von Surfern zu verändern und so potenzielle Angriffe zu verhindern.

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Haiangriffen auf Surfer ist eine ernsthafte Bedrohung

Haiangriffe auf Surfer: Eine unterschätzte Gefahr für Wassersportler

Die Gefahr von Haiangriffen auf Surfer und andere Wassersportler ist eine ernsthafte und oft diskutierte Bedrohung, die an Küsten weltweit für Schlagzeilen sorgt. Obwohl Haiangriffe insgesamt selten sind, zeigen die neuesten Statistiken eine beunruhende Zahl an Vorfällen, insbesondere durch Weiße Haie.

Laut der International Shark Attack File (ISAF) des Florida Museum of Natural History gab es im Jahr 2023 insgesamt 69 unprovozierte Haiangriffe, darunter 10 Todesfälle. Besonders betroffen sind Surfer, die etwa 42 % der Opfer ausmachen.

Weiße Haie, bekannt für ihre Größe und Kraft, sind für einen Großteil dieser Angriffe verantwortlich. Surfer sind dabei besonders gefährdet, da ihre Körperform auf der Wasseroberfläche häufig der einer Robbe ähnelt – einem bevorzugten Beutetier des Weißen Hais. Auch andere Faktoren, wie die Nähe zu Fischereigebieten oder bestimmte Tageszeiten, können das Risiko erhöhen

Die traditionelle Herangehensweise an den Schutz von Surfern vor Haiangriffen hat in der Vergangenheit auf physische Barrieren wie Haizäune oder Technologien wie elektrische Abschrecksysteme gesetzt.

Doch nun wurde eine bahnbrechende Methode entwickelt, die auf einem biologischen Konzept basiert, das von der Natur inspiriert ist:

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Verwendung von LED-Lichtern zur Veränderung der Silhouette von Surfern und deren Aussehen für Haie einen vielversprechenden Ansatz darstellt, um Angriffe zu verhindern.

Hintergrund:

Weiße Haie (Carcharodon carcharias), die für die meisten tödlichen Haiangriffe auf Menschen verantwortlich sind, verlassen sich stark auf ihre visuelle Wahrnehmung, um Beute zu finden.

Sie sind weitgehend farbenblind und verfügen über eine relativ geringe Sehschärfe, ihre Fähigkeit zur Beutewahrnehmung basiert jedoch auf der Erkennung von Silhouetten.

Diese Haie neigen dazu, potenzielle Beutetiere durch ihre Form und Bewegung zu identifizieren, wobei die Silhouette eines Tieres auf der Wasseroberfläche eine entscheidende Rolle spielt. Da Surfer oft auf dem Wasser schwimmen oder auf einem Surfbrett stehen, sehen sie für Haie wie große, fette Robben aus – ein bevorzugtes Ziel für einen Angriff.

Doch Haie, deren Sehvermögen stark auf die Erkennung von Silhouetten angewiesen ist, haben Schwierigkeiten, diese korrekt zu interpretieren, besonders wenn es um Objekte wie Surfboards geht.

Hier setzt die neue Entdeckung an:

Forscher haben herausgefunden, dass eine gezielte Veränderung der Silhouette von potenziellen Opfern durch den Einsatz von Licht eine effektive Methode sein kann, um Haie zu verwirren und davon abzuhalten, einen Angriff zu starten.

Die Entdeckung der Counterillumination:

In einer bahnbrechenden Studie, die in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht wurde, untersuchten Wissenschaftler um Professor Nathan Hart von der Macquarie University die Nutzung von LED-Lichtern zur Veränderung der Silhouette von Robbenattrappen und deren Effektivität bei der Abschreckung von Weißen Haien.

Diese Methode, die als Counterillumination bekannt ist, wurde ursprünglich von Tieren wie Tiefseefischen entwickelt, die durch die Aussendung von Licht aus speziellen Organen – sogenannten Photophoren – ihre Silhouette vor Raubtieren tarnen.

Das Licht wird genutzt, um den Bereich unterhalb des Tieres zu erhellen und so die scharfe Unterscheidung zwischen dem helleren Wasser und dem dunkleren Körper des Tieres zu verhindern.

Die Forscher nahmen diese Technik und testeten sie mit künstlichen Robbenattrappen, die mit LED-Lichtern ausgestattet waren. Die Attrappen, die an einer Leine hinter einem Boot hergezogen wurden, sollten Haie anziehen und zu einem Angriff verleiten. Mit Hilfe von LEDs in verschiedenen Anordnungen – insbesondere in horizontalen Streifen quer über den Körper der Attrappen – gelang es den Forschern, die Silhouetten der Attrappen zu „verändern“, wodurch sie für die Haie schwerer zu identifizieren waren.

Die Ergebnisse der Tests waren vielversprechend. Die LED-Lichter, die in einem bestimmten Muster und mit einer bestimmten Helligkeit aufgebracht wurden, hatten die Fähigkeit, die Silhouette der Attrappen zu stören und damit die Haie abzuschrecken. Professor Hart erklärte,

....dass diese Methode sozusagen eine Art „Unsichtbarkeitsumhang“ für die Attrappen schaffe, da die Lichtmuster die Silhouette in kleinere, weniger erkennbare Teile unterteilen. Dies führte dazu, dass die Haie die Attrappen nicht mehr als Beute erkannten und daher nicht angreifen.

Praktische Anwendung und zukünftige Entwicklungen:

Die Studie stellt einen wichtigen Schritt in der Entwicklung neuer, nicht-invasiver Methoden zum Schutz von Surfern vor Haiangriffen dar.

Die Verwendung von LED-Lichtern zur Veränderung der Silhouette könnte eine kostengünstige und relativ einfach umsetzbare Lösung darstellen, um Surfer und andere Wassersportler vor Angriffen zu schützen. Professor Hart und sein Team planen bereits, diese Technologie weiterzuentwickeln und in realen Szenarien zu testen, um ihre Wirksamkeit zu bestätigen.

Die Erkenntnisse dieser Forschung könnten langfristig zu einem neuartigen Ansatz führen, um Surfer vor den Gefahren von Haiangriffen zu schützen. Im Gegensatz zu traditionellen Methoden, die oft auf physische Barrieren oder invasivere Maßnahmen angewiesen sind, könnte diese Technologie eine einfach zu implementierende Lösung darstellen, die Haie auf subtile Weise „verwirrt“ und so das Risiko von Angriffen erheblich reduziert.

Zudem könnte diese Technologie auch für den Einsatz in anderen Bereichen, wie zum Beispiel im Tauch- und Schiffsverkehr, von Bedeutung sein. Haie könnten durch die gezielte Verwendung von LED-beleuchteten Oberflächen in bestimmten Bereichen des Ozeans weniger wahrscheinlich auf Menschen oder Boote aufmerksam gemacht werden.