Klimawandel: Rekordhitze auch in den Weltmeeren!
Weltweit hat die Oberflächentemperatur der Weltmeere Rekordwerte erreicht. Der Ozean ist ein gewaltiger Wärmepuffer, der einen Großteil der zusätzlichen Wärme durch den menschengemachten Klimawandel schluckt. Die Folgen für das Ökosystem sind fatal.
Nach vorläufigen Daten der US-Plattform "Climate Reanalyzer" erreicht die Oberflächentemperatur der Weltmeere im globalen Mittel seit rund zwei Wochen einen Wert von 21,1 Grad Celsius. Ein so hoher Wert wurde seit Aufzeichnungsbeginn vor rund 40 Jahren noch nie erreicht.
Ozeane als Wärmepuffer
Die Temperatur der Weltmeere liegt weit über den üblichen Werten für einen August. Dabei sind die Ozeane schon seit über einem halben Jahr außerordentlich warm, denn seit März weist die Meeresoberflächentemperatur global einen Rekordwert aus. Der bisherige Rekordwert lag bei 21,0 Grad im März 2016. Bei den Auswertungen von „Climate Reanalyzer“ der University of Maine handelt es sich um Reanalysen, neben real gemessenen Wetterdaten fließen auch Modellrechnungen ein.
Der Hauptgrund für den globalen Anstieg liegt im Ausstoß von Treibhausgasen durch den Menschen. Die Ozeane dienen dabei als Wärmepuffer, denn über 90 Prozent der entstehenden zusätzlichen Wärme wird Experten zufolge von den Meeren aufgenommen.
Bis in 2000 Metern Tiefe sind dadurch die Weltmeere deutlich wärmer geworden, teilweise auch noch tiefer. Das Klimaphänomen El Niño spielt dabei aktuell noch keine direkte Rolle, da es sich erst noch aufbaut. Laut Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel könnte aber das natürliche Wetterphänomen El Niño im Zuge der Klimakrise die ohnehin steigenden Temperaturen in Zukunft noch zusätzlich in die Höhe treiben.
Die Veränderungen um Zehntel Grad hören sich klein an, sind aber gewaltig, wie der Klimaforscher Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) verdeutlicht. Ein Liter Wasser könne demnach dreitausend Mal mehr Wärme aufnehmen als ein Liter Luft.
Zwei Wärmespitzen im Jahr
Bei der globalen Ozeantemperatur zeigen sich im Jahresverlauf zwei Spitzen: eine im März zum auslaufenden Südsommer und eine im August, wenn der Sommer im Norden sich dem Ende zuneigt. Laut Levermann dominiert dabei normalerweise der Sommereffekt auf der Südhalbkugel, "da dort deutlich mehr Ozean ist". Die seit Monaten beispiellose Hitze im Nordatlantik sei der Grund, dass es diesmal im August so hohe Werte gebe. Dieser war Anfang August fast 1,5 Grad wärmer als im Mittel der vergangenen Jahrzehnte.
Schon zu Beginn des Jahres wurde eine Studie vorgestellt, dass sich die Geschwindigkeit, mit der sich die Meere erwärmen, seit den späten 1980er-Jahren mindestens verdreifacht hat.
Für die Ökosysteme in den Ozeanen ist die Entwicklung fatal, da sie noch mehr als Lebensräume an Land an Stabilität gewöhnt sind. Der Klimaforscher Levermann warnt auch vor den Folgen für die Fischerei: "Es gibt unzählige Nahrungsketten und -netzwerke, die wir damit durcheinanderbringen." Auch das Risiko für Extremwetter-Ereignisse werde weiter steigen.
Durch die enorme Wärmespeicherung haben die Weltmeere zudem ein langes Gedächtnis. Die Temperaturen in der Atmosphäre werden noch lange nicht runtergehen, selbst nachdem die Menschheit aufgehört hat, zusätzliche Treibhausgase zu emittieren.