Kaffeepreise auf Rekordhoch: Verbraucher müssen sich auf steigende Kosten einstellen

Die Preise für Kaffee haben diese Woche am 10. Dezember 2024 ein Rekordhoch erreicht, was weltweit Erzeuger und Verbraucher unter Druck setzt. Witterungsbedingte Ernteausfälle in Brasilien und Vietnam haben zu dieser dramatischen Entwicklung beigetragen.

Kaffeebohnen
Der Marktpreis für Arabica-Bohnen erreichte am 10. Dezember einen neuen Rekord. Bild: Pixabay
Lisa Seyde
Lisa Seyde Meteored Deutschland 6 min

Die Preise für Kaffee auf den internationalen Rohstoffmärkten haben am 10. Dezember ein historisches Hoch erreicht, was sowohl Erzeuger als auch Verbraucher weltweit unter Druck setzt. Insbesondere der Preis für Arabica-Bohnen, die etwa 75 % der globalen Kaffeeproduktion ausmachen, stieg auf über 3,44 US-Dollar pro Pfund – ein Anstieg von mehr als 80 % im Jahr 2024. Auch Robusta-Bohnen erreichten zuletzt im September Rekordwerte, wie unter anderem die BBC berichtet.

Der Kaffeemarkt handelt mit Rohkaffee, hauptsächlich Arabica- und Robusta-Bohnen, sowie milden Sorten und grünen Bohnen. Die Preise schwanken je nach Ernte, Wetterbedingungen und globaler Nachfrage.

Hintergrund dieser Entwicklung sind drastische Wetterextreme in Brasilien und Vietnam, den beiden größten Kaffeeproduzenten der Welt. Brasilien wurde von klimatischen Extremen heimgesucht, welche die Blütezeit der Arabica-Pflanzen stark beeinträchtigen könnten. Gleichzeitig verzeichnete Vietnam, Hauptproduzent von Robusta-Bohnen, ähnliche Probleme mit Dürre und sintflutartigen Regenfällen. Die Wetterbedingungen führten zu Einbußen bei den Ernten und sorgten für Unsicherheit auf den Märkten.

Grafik Kaffeepreisentwicklung
Grafik der Kaffeepreisentwicklung im Jahr 2023. Bild: finanzen.net

Dabei lassen die aktuellen Prognosen beängstigende Defizite erwarten. „Die Hauptsorge gilt der Ernte 2025 in Brasilien“, so Ole Hansen, Leiter der Abteilung Rohstoffstrategie bei der Saxo Bank. „Das Land erlebte im August und September die schlimmste Dürre seit 70 Jahren, gefolgt von heftigen Regenfällen im Oktober, was die Befürchtung aufkommen lässt, dass die Blüteernte ausfallen könnte.“

Die Kaffeehändler rechnen mit einem Produktionsrückgang, der für weitere Preissteigerungen sorgen könnte. Auch S&P Global Commodity Insights bestätigt, dass die Nachfrage weiterhin hoch bleibt, während Lagerbestände weltweit schrumpfen: „Der Aufwärtstrend bei den Kaffeepreisen wird voraussichtlich noch einige Zeit anhalten“, prognostiziert Fernanda Okada, Analystin für Kaffeepreise bei S&P.

Auswirkungen auf Verbraucher und Unternehmen

Die steigenden Kaffeepreise belasten Produzenten und Konsumenten gleichermaßen. Waren die großen Kaffeeröster wie Nestlé oder Lavazza in der letzten Zeit noch in der Lage, die höheren Rohstoffpreise selbst zu tragen, könnte sich diese Situation jedoch bald ändern. „Aber jetzt sind sie fast an einem Wendepunkt angelangt. Viele von ihnen erwägen (im ersten Quartal) 2025 eine Preiserhöhung in den Supermärkten“, bestätigt Vinh Nguyen, CEO von Tuan Loc Commodities.

Kaffeetassen
Kaffee erfreut sich weltweit immer größerer Beliebtheit. Bild: Pixabay

Lavazza, einer der weltweit führenden Kaffeekonzerne, gab an, bereits Maßnahmen zur Kostendämpfung ergriffen zu haben, jedoch die steigenden Preise nicht länger ausgleichen zu können. Auch Nestlé hat öffentlich eingeräumt, dass man angesichts der aktuellen Marktlage reagieren müsse.

Globale Nachfrage und Marktveränderungen

Zusätzlich zu den witterungsbedingten Engpässen steigt die Nachfrage nach Kaffee weltweit weiter an. Besonders in China hat sich der Kaffeekonsum in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt, was den Druck auf die bereits angespannten Märkte erhöht. Auch in Europa und Nordamerika bleibt der Verbrauch stabil hoch. Kaffee ist nach Rohöl das weltweit am zweithäufigsten gehandelte Gut, sodass selbst kleinere Verschiebungen in Angebot und Nachfrage große Auswirkungen haben können.

Die aktuellen Entwicklungen erinnern an das Jahr 1977, als ein plötzlicher Kälteeinbruch die brasilianischen Kaffeeplantagen zerstörte und die Preise in die Höhe schnellen ließ. Doch während sich die damaligen extremen Wetterbedingungen nur kurzfristig hielten, scheint die aktuelle Situation längerfristig zu bestehen. Klimatische Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Landwirtschaft werfen die Frage auf, wie die Branche in Zukunft resilienter werden kann.

Insgesamt spiegelt auch der Coffee Market Report der International Coffee Organization (ICO) für den November 2024 diese drei zentralen Entwicklungen auf dem globalen Kaffeemarkt wider: Export-Rekorde, wetterbedingte Unsicherheiten und eine weltweit robuste Nachfrage.

Doch nicht nur Versorgungsengpässe sorgen für den Kostenanstieg in der Produktion. Hinzu kommen zunehmend auch versteckte Kosten für soziale und umweltbedingte Faktoren, wie ein neuer Bericht der Food and Agriculture Organization (FAO) über die Kosten der Kaffeeproduktion in Ostafrika offenlegt. Solche externe Kostenfaktoren umfassen vor allem:

  • Kinderarbeit: Auf Kaffeefarmen in Ostafrika arbeiten viele Kinder in Tätigkeiten wie dem Pflücken und Sortieren von Kaffeekirschen, was ihre Bildung beeinträchtigt. Eine Studie schätzte die Kosten dieser Praxis auf bis zu 0,42 US-Dollar pro Kilogramm Kaffee, besonders in Uganda.
  • Geschlechterungleichheit: Frauen in der Kaffeeproduktion verdienen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen für ähnliche Arbeit, was die systemischen Ungleichheiten im Agrarsektor widerspiegelt.
  • Umweltbelastungen: Der Kaffeeanbau trägt zu Entwaldung, Emissionen und Wasserverschmutzung bei. Intensive Anbausysteme verursachen mehr Emissionen, bringen jedoch höhere Erträge.

Der FAO-Bericht weist darauf hin, dass solche Kosten vor allem Kleinbauern und Gemeinden belasten, weil die externen Kosten in den Marktpreisen nicht berücksichtigt werden.

Was erwartet Kaffeetrinker?

Experten rechnen insgesamt damit, dass die Kaffeepreise im ersten Quartal 2025 wieder steigen werden. Verbraucher müssen sich darauf einstellen, dass Kaffee teurer oder in kleineren Verpackungseinheiten verkauft wird. Einige Unternehmen setzen zudem auf nachhaltigere Anbaupraktiken und Investitionen in klimaresistente Kaffeepflanzen, um langfristige Lösungen zu finden.

Alles in allem bleibt Kaffee ein Luxusgut, dessen Wert weltweit spürbar wird. Kaffeeliebhaber müssen zunehmend bewusst genießen und sich auf eine ungewisse Preisentwicklung einstellen.